Ende November/Anfang Dezember fuhren wir Mitglieder von Partners of Change e.V. nach Kenia, um uns auf eigene Kosten ein Bild vom Stand des Fulda-Mosocho-Projekts im Südwesten Kenias zu machen. Höhepunkt der Reise waren Feiern, mit der die unversehrten Mädchen in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Wir durften am 2. und 3. Dezember an den "celebrations" in Riaiteba und Bigege teilnehmen.
Unterkunft im Zarita Boutique Hotel. Wir hätten niemals dorthin gefunden, wenn wir nicht vom Hotel aus abgeholt worden wären. Von einem Labyrinth ins nächste, und das in der Dunkelheit, bis wir am "Blessed Settlers Yard" ankamen und ein Tor sich nach dem anderen öffnete. Begrüßt wurden wir von einer Strelitzie, dem Baum der Reisenden.
Wir, das sind von rechts nach links: Elisabeth Merkl (Vorsitzende von Partners of Change), Roswitha Hofmann, Konny Schneider, Elzbieta Wasserfurth, Beate Althauser und Silke Sewing (Bericht).
Zunächst besuchten wir das Karen Blixen Museum im Ortsteil Karen. Dort wurde "Jenseits von Afrika" gedreht. Kontrastprogramm: Am Nachmittag besuchten wir mit ehemaligen Streetkids die Innenstadt von Nairobi Uptown und Downtown mit dem Nairobi River.
Am Straßenrand
der von Chinesen gebauten "Northern Route" von Nairobi nach Kisii betteln Affen um Futter. Außerdem sahen wir Zebras.
Am Nakura-See
waren zu dieser Zeit keine Flamingos zu sehen, aber Perlhühner und Antilopen.
Rift Valley
auch der "Große Grabenbruch" genannt. Hier wird sich irgendwann Ostafrika vom übrigen Afrika abtrennen.
Lencer ist eine Institution bei den Yala-Frauen. Sie gründete eine Frauengruppe in der Nähe von Nyamira, die für sauberes Wasser und eine Krankenstation sorgte. Lencer ist verheiratet, hat 6 Söhne, die alle einen Universitätsabschluss haben. Erreicht hat sie das durch harte Arbeit auf dem Feld.
Wir durften mehrere Nächte auf ihrem Grundstück wohnen. Inzwischen gibt es Elektrizität. Das Wasser kommt aus schwarzen Regentonnen und ist superweich. Es wurde leckeres Essen für uns zubereitet mit allem, was ihr Feld zu bieten hat.
Das Schulungs- und Bürogebäude in Mosocho (Building) wurde unter Leitung von Lebkom e.V. von Frauen und Männern aus Mosocho erbaut. Geschäftsführer von Enka Enyia ist Jones Makori, der hier den von Partners of Change finanzierten neuen Schrank präsentiert.
Das Building ist ungefähr 20 Minuten Autofahrt von Lencers Grundstück entfernt.
Begrüßt wurden wir von Robert Akuma und Marcella Onsongo aus dem Enka Enyia Vorstand (erster von links, dritte von links), Jones Makori, dem Geschäftsführer (zweiter von links) und Jane Bonareri (vierte von links), der Entwicklerin von inhaltlichen Konzepten für Enka Enyia - und von vielen Ehrenamtlichen. Kernmannschaft der Ehrenamtlichen ist die Kampagne von 2002, bei der Lebkom 210 Lehrerinnen und Lehrer aus der Region Mosocho für das Projekt gewinnen konnten. 2024 sind sehr viele von ihnen noch aktiv beim Fulda-Mosocho-Projekt, auch wenn einige schon verrentet sind.
Im Building wird ein Fragenkatalog von Partners of Change an Enka Enyia Punkt für Punkt durchgegangen und gemeinsam ein Plan für die Zukunft erarbeitet: In welchen Gebieten soll die Arbeit von Enka Enyia mit dem werte-zentrierten Ansatz zielgerichtet eingesetzt werden? Unten rechts sieht man Lukas Makori und Florence Ogonyo, die stundenweise im Büro von Marani arbeiten. Auch Joseph Onyancha aus Kisii South kam zu Jones. Diese Verbindungsleute werden wie die im Büro in Mosocho tätigen Hauptamtlichen von Partners of Change finanziert.
Lukas, Florence und Joseph sind die Brückenköpfe zu den Nachbarregionen von Mosocho. Auch die weiter entfernten Kisii-Gemeinden aus anderen Regionen haben schon aktiv im Fulda-Mosocho-Projekt angefragt, ob das neue Wissen bei ihnen vermittelt werden könne. Zum Vergleich: bisher wird in 3 Regionen in Kisii County mit dem werte-zentrierten Ansatz von Enka Enyia gearbeitet, es fehlen noch 6 Regionen, ein nochmal doppelt so großes Gebiet wie Mosocho, Marani und Kisii South.
Und das ist nicht alles: mit dem Ansatz von Enka Enyia können auch die Regionen der Massai und der Kuria sowie weiterer Ethnien die weibliche Genitalverstümmelung (FGM) hinter sich lassen. Es besteht ein Netzwerk von Aktivisten der Subsahara-Staaten Kenia, Somalia, Tansania, Elfenbeinküste, Äthiopien und Sierra Leone, die gegen FGM kämpfen. In diesem Netzwerk ist Jones aktiv.
Roswitha, Elzbieta, Beate und Konny blieben auf Lencers Farm und erprobten die Möglichkeiten eventueller zukünftiger Mitreiseprogramme: Körbe flechten, Einkauf auf dem Markt von Oyugis, Besuche bei und von Big Marguerite, Entdecken der kenianischen Kochkunst.
In den Schulungen von Enka Enyia wird Wissen über den weiblichen und männlichen Körper vermittelt. Im April/Mai eines Jahres starten die Schulungen und setzen sich in 4 - 5 Terminen über das Jahr fort. Ende November finden dann zwei Termine pro Ort statt, in denen das Wissen bei den Eltern und Kindern abgefragt wird - in einem Dialog. Enka Enyia stellt die Fragen, die dann die Teilnehmenden beantworten. Zentral wird gefragt, wie viele Nervenzellen die weiblichen Geschlechtsorgane haben (6.000 - 8.000). Was dann passieren würde, wenn man einen Teil wegnehmen würde. Die Antworten unterstützen den Entscheidungsprozess. An dessen Ende steht eine Entscheidung tief im Herzen, die Mädchen zu schützen. Es folgt eine Unterschrift unter einem Dokument, was die Mädchen zu den Feierlichkeiten (Celebrations) zulässt. Die Entscheidung des Herzens macht das Projekt so nachhaltig.
Unten in der Mitte unterrichtet Jane am 28.11. in Bigege die Mütter, auf der rechten Seite sieht man Florence und Vincent, die die Mädchen unterrichten. Später schulen sie noch die Guardians, beschnittene Mädchen, die die Patenschaft für die unbeschnittenen Mädchen bei den Celebrations übernehmen. Keiner wird ausgeschlossen.
Diana und Henry schulen die Mädchen
Heute, am 29.11., werden in Ranganga auf dem Feld vor der Schule die Mädchen geschult. Zunächst werden ihnen die weiblichen und männlichen Organe auf einem Poster erläutert, dann zeichnen sie sie selber.
Beeindruckend - die Großmütter
Gleichzeitig zu den Mädchenschulungen schulen Marcella und Margeret die Großmütter, die mit ihren Enkelinnen gekommen sind. Darüber hinaus werden die Großmütter dann bei den Celebrations zu Patinnen für jeweils ihr Dorf in der Sublocation (Teilgebiet) der Region werden.
Gleichzeitig finden noch Schulungen für Väter statt. Die Clanältesten besuchen das Feld vor der Schule und unterstützen den Schutz der Mädchen.
Dank der Spende eines Mitglieds wurde das 20. Jubiläum von Enka Enyia im Building in Mosocho gefeiert. Tiberius, ein Ehrenamtlicher, ist im Hauptberuf Schulkoch, er übernahm federführend das Kochen.
Elisabeth verteilt Ehrenurkunden an die langjährigen Mitglieder von Enka Enyia. Gekommen waren 15 Mitglieder, die schon seit 2002 dabei sind. Überwiegend sind es Lehrerinnen und Lehrer, der Kern der Gruppe, die damals von Claudia Wegener von Lebkom e.V. geschult wurden. In der Mitte unten überreicht Elisabeth die Urkunde an Simon, der im Vorstand von Enka Enyia sitzt.
Heute ein Tag ohne große "Action". Wir fahren zu zwei Steinbrüchen nach Tabaka. Hier wird unter lebensgefährlichen Bedingungen der Speckstein gebrochen, ein weicher Stein in vielen Farben, der sich leicht bearbeiten lässt. Wir werden in den Geschäften fündig und können außerdem laufen, was sonst zu kurz kommt.
Höhepunkt der Reise war die Teilnahme an den beiden Celebrations am 2. und 3. Dezember. Gänsehaut pur!
In Riaiteba fängt es so an: Alle Teilnehmenden wurden begrüßt, Gesang, Anti-FGM-Chor von der St. Patricks Schule in Mosocho, Nationalhymne. Wir als Deutsche werden den Kindern gegenüber gesetzt - Ehrenplätze. Es wird Partners of Change für seinen Einsatz gedankt. Die Mütter oder Väter begleiten ihre Töchter beim Registrieren für die Zeremonie.
Dann gehen die Mädchen in ein Farmhaus, um sich das gelbe T-Shirt anzuziehen und etwas zu essen. Inzwischen sprechen auf dem Hauptplatz einzelne Frauen und Mädchen über die schlimmen Folgen von FGM, die Frauen tragen ein Lied gegen die Beschneidung vor. Clanälteste sind anwesend. Tiberius heizt die Menge ordentlich ein, es herrscht eine gute Stimmung. Der Lautsprecher verteilt die Information über die unversehrten Mädchen weit ins Dorf hinein.
Dann ziehen die 37 jungen Mädchen mit den gelben T-Shirts ein. Der Chor singt, dann tanzen die Mütter und Großmütter um die Mädchen, wir auch. Wir werden auch einbezogen in die Zeremonie und dürfen abwechselnd den Mädchen die Urkunden austeilen. Bewegende Momente - was für ein Tag!
Bei den Celebrations in Bigege war der Ablauf ähnlich wie in Riaiteba. Jedoch war alles viel offizieller gestaltet. Zugegen waren Chief Simon und sein Assistent sowie ein künftiger Abgeordneter im Nationalparlament in Nairobi, der hier auch seine Tochter feierte. Das Regierungsfernsehen war da und hat Enka Enyia, Chief Simon, den Abgeordneten sowie Elisabeth und mich interviewt. Alles sehr aufregend! 57 Mädchen wurden hier gefeiert!
Die Heimat ruft. Wir nehmen Abschied vom St. Vincent Gästehaus in Kisii. Zwei von uns fahren noch nach Eldoret. Wir vier starten mit Alfred nach Nairobi zum Flughafen.
Unser Team bedankt sich herzlich bei Roswitha für die gelungene Organisation der Fahrt!
Vielen Dank auch an Elzbieta für die Fotos!
werden an dieser Stelle ausführlicher die Celebrations vorgestellt. Außerdem finden Sie hier dann monatlich wechselnde Porträts der haupt- und ehrenamtlichen Kräfte von Enka Enyia - ihren Hintergrund und ihre Motivation.
Ihnen ein gutes neues Jahr - Partners of Change e.V.
Von der Region Mosocho weitete sich das Projekt auf deren Initiative hin auf die Regionen Marani und Kisii South aus.
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